Lipödem erkennen und behandeln

Seit einiger Zeit bestimmt das Thema Lipödem die Medien. Prominente Frauen treten mit diesem Problem an die Öffentlichkeit und setzen sich für Aufklärung, Beratung und Behandlung ein. Denn nicht immer sind dicke Beine nur eine unvorteilhafte Veranlagung oder die Folge von Übergewicht. Auf der anderen Seite besteht durch die Aktualität des Themas auch das Risiko, dass Frauen zu voreilig schlussfolgern, an einem Lipödem erkrankt zu sein. In unserem Beitrag klären wir darüber auf, woran ein Lipödem zu erkennen ist und wie eine Fettabsaugung eine dauerhafte Linderung der Beschwerden bewirken kann.

Was ist ein Lipödem und woran lässt es sich erkennen?

Auch wenn beim Lipödem unliebsame Fettansammlungen vorliegen, handelt es sich hierbei keinesfalls um „Reservefett“ durch Übergewicht. Stattdessen leiden die betroffenen Frauen unter einer krankhaften Störung der Fettverteilung, die hauptsächlich die Ober- und Unterschenkel, teilweise auch die Arme betrifft. Da Lipödeme fast ausschließlich bei Frauen auftreten, vermuten Mediziner hormonelle Ursachen und Auslöser. Jedoch sind die genauen Gründe für Lipödeme noch nicht eindeutig beschrieben.

Bei vielen Frauen bleibt das Lipödem lange Zeit unerkannt. Die Gründe hierfür sind, dass sie erst dann ärztlichen Rat aufsuchen, wenn Diäten und Sport nicht dabei helfen, die unliebsamen Fettzellen loszuwerden. Außerdem verlaufen Lipödeme stufenweise, sodass Betroffene in früheren Stadien noch relativ beschwerdefrei sein können und die dickeren Beine als anlagebedingt abtun. Zudem sind zahlreiche Ärzte nicht mit dem Krankheitsbild vertraut, sodass auch falsche Diagnosestellungen möglich sind, bis letztendlich ein Lipödem festgestellt wird.

Diagnoseverfahren beim Lipödem

  • Blickdiagnose: Ein erfahrener Arzt, der mit Lipödemen vertraut ist, kann die Erkrankung oftmals mit bloßem Auge erkennen. Sind Beine (und Arme) voluminöser und harmonieren nicht mit dem schlanken Oberkörper/einer schlanken Taille, kann es sich um ein Lipödem handeln.

  • Abtasten der Haut: In frühen Stadien weist das Gewebe kleine Verdickungen auf, die sich wie Styroporkügelchen anfühlen. Im späteren Verlauf der Erkrankung können diese Verdickungen Walnussgröße annehmen.

  • Paradoxer Kneiftest: Beim sogenannten paradoxen Kneiftest drückt der Arzt die Haut an der Beininnenseite und anschließend an der Beinaußenseite zusammen. Ist das Schmerzempfinden an der Außenseite stärker als innen, ist ein Lipödem wahrscheinlich. Ein gesunder Mensch würde die Schmerzstärken eher andersherum empfinden.

  • Stemmersches Zeichen: Das Stemmersche Zeichen ist ein Diagnoseverfahren für ein Lymphödem. Bei diesem Test wird die Hautfalte über dem zweiten und dritten Zeh versucht anzuheben. Bei einer verdickten Hautfalte, die sich nur schwer oder gar nicht anheben lässt, ist das Ergebnis positiv und es liegt ein Lymphödem vor. Ein negatives Stemmersches Zeichen kann für ein Lipödem sprechen.

  • Differenzialdiagnose: Es ist wichtig, das Lipödem von anderen (ähnlichen) Krankheitsbildern abzugrenzen. Hierzu zählen neben dem Lymphödem auch das Phlebödem, Cellulite sowie Adipositas.

Beschwerden durch ein Lipödem

Begleitet werden Lipödeme sowohl durch körperliche als auch starke seelische Beschwerden. Die psychische Belastung für die Betroffenen ist meist sehr hoch, weil sie sich zum einen in ihrem Körper nicht wohl fühlen und machtlos gegenüber der Erkrankung scheinen, zum anderen erkennen Mitmenschen die disharmonischen Körperproportionen nicht unbedingt als Lipödem an. Stattdessen gehen wohl viele Menschen erst einmal davon aus, dass die Fettpolster die Folge von Übergewicht und mangelnder Disziplin sind.

Zu den körperlichen Beschwerden gehören Spannungsgefühle, eine hohe Druckempfindlichkeit und Druckschmerzen. Zudem können die geschwollenen Beine die Bewegungsfreiheit einschränken. Lipödem-Patienten neigen zu blauen Flecken. Ohne große Druckeinwirkung kann es zu Hämatomen kommen. Des Weiteren können sich die Arme und Beine kalt und schwer anfühlen. Faktoren, die die Schmerzen und Beschwerden verstärken können, sind langes Sitzes oder Stehen, warmes Wetter und Saunabesuche. Meist werden die Beschwerden gegen Abend schlimmer.

Konservative Therapiemaßnahmen

Ein essenzieller Bestandteil der Lipödem-Therapie ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen (oder -stulpen). Die medizinische Kompressionstherapie sorgt dafür, dass sich das Ödem nicht so schnell weiterentwickelt und bewirkt zudem, dass die Beschwerden und Schmerzen der Patienten gelindert werden. Eine gesunde Ernährung und viel Bewegung können sich zusätzlich positiv auf den Therapieerfolg auswirken. Im späteren Verlauf der Erkrankung finden zusätzlich manuelle Lymphdrainagen statt. Die konservativen Maßnahmen können zwar dabei helfen, dass sich das Lipödem nicht so schnell verstärkt, jedoch bleibt die Ursache (die krankhafte Störung der Fettverteilung) bestehen.

Chirurgische Behandlungsmöglichkeiten: die Fettabsaugung

Eine vielversprechende und langanhaltende Lösung bei einem Lipödem ist die operative Fettabsaugung (Liposuktion). Durch das Entfernen der erkrankten Zellen kann die Körpersilhouette verschlankt und harmonisch konturiert werden. Zugleich verringert eine Liposuktion die Beschwerden und Schmerzen, die die Erkrankung hervorruft. Auch auf den seelischen Zustand der Patienten kann sich das Ergebnis einer Fettabsaugung positiv auswirken.

Da sich einmal entfernte Fettzellen nicht regenerieren oder neu bilden können, ist das Resultat nach einer Fettabsaugung in der Regel dauerhaft. Eine Garantie dafür, dass das Lipödem nicht erneut auftritt, kann aufgrund der Unklarheit hinsichtlich der Ursachen für die Erkrankung nicht gegeben werden, jedoch zeigen die bisherigen Erfahrungen, dass die Methode ein effektives und langanhaltendes Behandlungsergebnis erzielt. Ob die Liposuktion beim Lipödem eine Kassenleistung wird, steht derzeit in der Diskussion. Bislang ist es noch so, dass die Patienten die Kosten für eine Liposuktion in der Regel selbst bezahlen müssen.